Dienstag, 21. Dezember 2010

2010-12-21 Meine Deutschland Unterrichtsstunden

Am Montag letzte Woche war ich dann noch zuhause, habe aber die Prasentation ueber Deutschland vorbereitet, da ich ab Dienstag Unterricht geben wollte. Die Klassen warten hier naemlich gespannt darauf. Eine Person aus dem Westen ist hier die absolute Attraktion. Ich komme mir vor wie ein Popstar - einzig und allein weil ich weiss bin ... Schuelerinnen schreiben Blogeintraege ueber mich ("Ich werde nun mehr Englisch lenen, damit ich mich mit ihm unterhalten kann."), schreiben mit echte Briefe ("I want to get to know you and understand you"), machen Bilder von und mit mir, wollen alle moeglichen Kontaktdetails, ueberschuetten mich mit Komplimenten, ... Wenn man als "Westerner" also mal sein Selbstvertrauen aufbauen will, sollte man Englischlehrer an eine chinesischen Schule werden :D.

In den Klassen ueber Deutschland versuche ich auch ein wenig deutschen Unterrichtsstil einzubauen. Bei Klassengroessen von ca. 50 ist das nicht so einfach. Zunaechst lasse ich sie in Gruppen alles ueber Deutschland aufschreiben was sie wissen. Viel dreht sich dabei um Fussball und Bier, teilweise gibt es aber auch sehr spezifischen Wissen (siehe Bilder). Unsere Fussballnationalmannschaft der letzten WM und Loew haben hier tiefe Spuren hinterlassen. ALLE kennen Oezil und Mueller und sind Riesenfans.

Danach spreche ich ueber Familie, Herkunft, Wirtschaft, beruehmte Deutsche und eine Folie hab ich unserer Regierung gewidmet (hier versuche ich trotz Politikverbot zu transportieren, dass unser Land eine Demokratie ist und wir alle 4 Jahre die Moeglichkeit haben zu bestimmen wo es politisch hingehen soll). Das Ganze gespickt mit Quizfragen, wo ich sie immer Laerm machen lass :). Dazwischen noch andere Dinge mit Musik,`... Am Schluss gibts dann Zeit fuer Fragen, wo die witzgsten Sachen passieren. Ein Auszug aus den Fragen sind z.B.
  • Kannst du uns ein deutsches Lied vorsingen? (bisher hab ich die Nationalhymne, "Zum Geburtstag viel Glueck" und "Alle meine Entnchen" zum besten gegeben und wer mich kennt weiss, dass das aus meinem Mund keine musikalischen leckerbissen sind :)
  • Was denkst du ueber die Nazi-Zeit? (Hab mich sehr ueber die Frage gefreut, da der Schueler Mumm hatte das zu fragen und ich so klar machen konnte, dass wir in Dtld. eine Verantwortung dafuer verspueren, die Verbrechen nicht vergessen zu lassen und sie auch anderswo auf der Welt zu verhindern)
  • Glaubst du nicht, dass ein Mann ein besserer Staatslenker ist, da er mehr Verantwortungtragen kann als eine Frau (-> Merkel)?
  • Hast du vor in China eine Freundin zu suchen?
  • In wieivielen Laendern warst du schon (ist fuer junge Chinesen unvorstellbar in dem Alter bereits in 25 Laendern gewesen zu sein)
  • Was denkst du ueber deine Zukunft?
  • Warum bist du nach China gekommen (und nicht in ein anderes Land)?
  • Was ist in einer deutschen Schule anders? (da bekommen sie auch regelmaessig ein Schock, der Stundenplan beginnt hier schliesslich m 6:30 und endet um 22:00 !!!)
  • Wann hast du das letzte Mal geweint und warum?
  • Kannst ud uns was ueber die deutsche Hiphop Szene erzaehlen?
  • Ich moechte Musik in Deutschland studieren, kannst du mir gute Unis dafuer nennen?
  • ...
Die Fragen sind teilweise dermassen unerwartet, da sich hier die Interessen m.E. auch von deutschen Schuelern unterscheiden. Es machtauf jeden Fall eine Menge Spass darauf zu antworten :). Die Schueler sind dabei extrem respektvoll ("Darf ich dir eine persoenliche Frage stellen?", "Darf ich dir eine ernste Frage stellen?", Beifall nach einer laengeren Antwort (Nazi Zeit) oder einem Song (und dazu gehoert schon viel Hoeflichkeit, nach meinem Gesang zu klatschen :)).

Andere interessante Momente waehrend der Unterrichtsstunden waren u.a.  :
  • Ein Maedchen hat sich gemeldet und hat mir etwas fuer mich vorgesungen
  • Ein Junge meinte, die Klasse moechte mir ein Geschenk machen, woraufhin ich von einem Schueler im Namen der Klasse eine Umarmung bekommen habe :)
  • Ein Maedel meinte, ich wuerde aussehen sehr huebsch aussehen, wie ein Prinz und ob ich das auch so sehen wuerde *lol* (ich hab mich bedankt und gemeint, dass ich das nur schwer selbst beurteilen kann, mich aber freue, wenn sie das so sieht :))
  • Eine Lehrerin hatte die uer offen gelassen, als ich meine Folie zeigte in der drauf steht, dass wir eine Representative Demokratie sind und alle 4 Jahre waehlen, ist sie schnell zur Tuer gerannt und hat sie geschlossen (generell sind sie aber cool damit)

Freitag, 17. Dezember 2010

2010-12-17 Die erste Woche - Bilder

Bilder der ersten Woche... (Klicken um zum Picasa-Webalbum zu kommen)

Nachdem ich letzte Woche Donnerstag erst mal krank wurde und es in meinem kalten Zimmer im Wohnheim auch nicht besser wurde, hat mich ein der Englischlehrerinnen fuer Freitag auf Samstag zu sich eingeladen, da ich erst ab Samstag eine neue Wohnung hatte. Sie wohnt im 21. Stock eines der vielen Hochhaueser in der Innenstadt und hat eine ziemlich moderne Wohnung. Rings rum werden auch neue Hochhaeuser gebaut, da die Wohnlage wohl sehr begehrt ist und die Urbanisierung Chinas immer mehr Leute in die Staedte spuelt.

Samstags wollte Sha dann unbedingt, dass ich mit dem Auto ihres Mannes mit ihr an die Seepromenade fahre :D. Ich war erst vehement dagegen, da mein Fuehrerschein hier nicht gilt und ich nicht ein unbekanntes Auto schrotten wollte. Aber nachdem es ihr so wichtig war und sie mir versichert hatte, dass sich jedwedige Situation loesen lassen wuerde, hab ich mich ueberreden lassen. Die Fahrt war spannend, da der Verkehr weniger geordnet ablaeuft als andere Dinge in China ...

Nachmittags bin ich dann in mein neues zuhause umgezogen. Das Elternhaus meiner AIESEC Buddy You Di. Ihre eltern sind ein Chemieprofessor und eine Biologin, die bei einer japanischen Firma DNA Prime herstellt. Sie sprechen im gegensatz zu ihrer Tochter wenig Englisch, haben aber ein grosses Vokabular und sind sehr freundlich. Dort hab ich mein eigenes Zimmer und sogar Wifi (was nachdem mir der Laptop gestern geklaut wurde nutzlos ist :D).

Samstagabend habe ich dann viel mit meinem Buddy gesprochen. Es war interessant sich mit ihr ueber alles moegliche auszutauschen. Ich hab unter anderm erfahren, dass sie erst vor kurzem das erste Mal von den Demonstrationen auf dem Platz des himmlischen Friedens erfahren hat. Sie ist aber ueberzeugt davon, dass die Medienzensur zum Wohle der chinesischen Bevoelkerung ist. Sonst haben wir viel ueber Unterschiede wischen China und Deutschland gesprochen...

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Vorstellung und Umzug in der Schule

Oben: Glitschige Glasnudeln mit Stäbchen bezwungen - Strike! Danke Jiayi für die Tipps :).

Unten: Beef Pie.. Im Prinzip eine Riesenmaultasche :)

Hierdrin war der erste Supermarkt den ich besucht hab...

(M)Ein Zimmer im Schüler-Wohnheim 1

(M)Ein Zimmer im Schüler-Wohnheim2

Kaye - meine Mit-Praktikantin aus Malaysia - und ich im chinesischen Wal-Mart

Das Büro der English Lehrerinnen, wo auch Kaye und ich untergebracht sind. Alle weiblich und super nett :D!


Bei den Toiletten/Waschräumen in dieser Schule kam der wirtschaftliche Aufschwung noch nicht an... :)

Und Stehtoilettten sind in mehrerlei Hinsicht und trotz Training in Marokko Anfang des Jahres immernoch eine Herausforderung :)

Die Heizung funktioniert leider auch nicht so recht - was neben den fehlenden Duschen an der Schule nicht nur von Kaye und mir sondern auch von den Eltern der Schüler bemängelt wird. Interessanterweise hab ich auf dem Campus auch ein kohlebetriebenes Heizwerk entdeckt.
Tops:

  • Kaye - meine aufgeweckte, humorvolle, mandarin&englischsprachige Mitpraktikantin
  • Hugo - der VP Projects der mich zur Schule gebracht hat. Super nett und kritisch denkend.. 
  • Englisch-Niveau des Vizerektors und der Englischlehrerinnen
  • Freundlichkeit und Offenheit der Englischlehrerinnen und Schüler
  • Jiayi - Freund und LCP Kollege aus Dtld. der zur Zeit bei seinen Eltern in Dalian ist und mich in die chinesische Essenskultur eingeführt hat
  • Verbreitung deutscher Luxusautos in China - alles am Start hier und nicht zu selten.
  • ...
Flops:
  • Warum schmeckt Beef Pie nach Schaf?
  • Englisch-Niveau aller andern Lehrer :)
  • Lebensstandard, Kälte und Hygiene im Wohnheim
  • Von der eigentlichen Jobbeschreibung meines Praktikums weiß hier keiner was 
  • "but you cannot talk about politics"
  • ...
 Super viel passiert an diesem Dienstag, so dass ich nicht viel in die Details gehen werde (muss auch gleich rüber ins Wohnheim, bevor die Schüler von der verpflichtenden Studytime rüberkommen um 22:00). Spannend fand ich u.a. die Ankunft und das erste Gespräch mit dem Vizerektor der Schule. Ein stolzer, disziplinliebender (morgen mehr :)), englischsprachiger Mann, der gerne auf seinen Audi A4 hinweist. Die Atmosphäre in seinem mit Waschschüssel, Geruch nach chinesischem Essen und Chinaflagge ausgestatteten Büro war einfach ganz besonders. Insgesamt freundlich, aber im Gegensatz zu anderen Leuten, war ich mir bei ihm nie sicher, ob er nicht jeden Moment seine Laune ändern könnte. Er scheint mich aber zu mögen (im Gegensatz zu Kaye, da sie nicht nach Europäerin sondern nach Asiatin aussieht) und gibt auch gerne vor mir mit China ("199 Medallien bei den Asia Games", Malaysia (das Herkunftsland von Kaye) hat er einfühlsam spontan auf 3 geschätzt) oder sich selbst angibt :). Aber prinzipiell ist es auf jeden Fall sehr cool, dass wir aufgrund ihm hier sein können und mittlerweile haben die Englischlehrerinnen auch erkämpft, dass wie eigenen Unterricht geben dürfen ("but you cannot talk about politics").

Ankunft in Dalian

Eingangstür AIESEC Büro :)

Da geht's rein zum AIESEC Büro

Hier im 7. Stock ist das AIESEC Büro

Chinesischer UNI-Campus (wer findet Mao?)

Und wehe ich bekomm hier nochmal zu hören: "You Germans eat a lot of sausages, right?" :D
Tops:

  1. Mein Trainee-Buddy Yuo Di (aka Ilina - hier hat ja jeder auch einen englischen Namen)
  2. Tanzende Frauen bei Nacht auf der Straße
  3. Chinesische Proxies überlistet und Facebook, Youtube und Blogger zugänglich gemacht
  4. Die Geschichte von Hugo - wie er zusammen mit anderen AIESECern und zwei als Kondome verkleideten Studenten der "Red Cross Organisation" AIESEC Tänze am Welt-AIDS-Tanz getanzt haben *lol*
Flops:
  1. AIESEC darf aufgrund seiner Internationalität und Unabhängigkeit in China kein Büro auf dem Campus haben
  2. Hygienische Zustände im AIESEC Büro (und ich dachte unsers in Karlsruhe ist unordentlich :D)
  3. Unklarheit über was morgen abgeht (ja - ich bin halt Deutsch und brauch nen Plan)
You Di ist echt klasse, super offen, super Englisch, witzig... Glücksgriff. Bei einer von mir gewünschten kleinen Tour abends um das AIESEC Office habe ich gleich mal bei Eiseskälte und Dunkelheit eine Gruppe tanzender Frauen auf der Straße gesehen, die dazu gesungen haben. Sie haben einen Song "Der 40iger Jahre gesungen" (über Maos Revolution). Sie hat mich dann über den Uni-Campus geführtin Form einer riesigen Statue auch vertreten ist. Genial war dann auch mein erster Besuch in einem Supermarkt. Also bisher hab ich eigentlich in jedem Land, in dem ich war, min. 70% der Produkte irgendwie direkt erkannt. Nicht hier. Unglaublich was es alles gibt. Aber dazu vll später mal mehr.

Frankfurt nach Beijing (Peking)

Terminal mit Oase auf dem Dubaier Flughafen

A380 Baby

Ein paar Eindrücke:

Top 3 dieses Posts:
  1. Ich hab zwei Wörter auf einer chinesischen Bordansage verstanden
  2. Kommunikationsskill deutscher Elektriker / Mechaniker
  3. A380
Flop 3 dieses Posts:
  1. Preis von Bier auf dem Dubaier Flughafen
  2. Wassermangel in Nordchina
  3. Meine Chinesischkenntnisse
Bier auf dem Flughafen in Dubai ist teuer (11 EUR - nächstes Mal vorher fragen :))

A380 ist toll²

Ich hatte einen deutschen Elektriker und einen Mechanikerals Nebensitzer, die mal weider nach China flogen, um CNC-Maschinen in einer Fabrik aufzubauen. Sie haben mir von den abenteuerlichen Verständigungsmethoden erzählt, die sie mit den nicht englischsprachigen Chinesen dort vor Ort und ohne Dolmetscher absolvieren - herrlich und Respekt!

Ansonsten ist mir im Flug nach Beijing nochmals erneut bewusst geworden, dass Chinesen durchaus ohne Probleme an allerlei Infos herankommen. Es fängt bei BBC-Nachrichten über den inhaftierten Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo im Bord-Informationssystem an, geht mit den ganzen im Ausland lebenden/studierenden Chinesen weiter und endet damit, dass in China einige Chinesen die zensierten chinesischen Proxies mithilfe von VPN-Clients umgehen. Den meisten lohnt sich aber der Mehraufwand nicht und sie vermeiden auch den dadurch entstehenden Stress. Pragmatismus? Angst? Gleichgültigkeit? Etwas was ich bisher nicht verstehe und doch so gerne verstehen würde. Wie kann man nicht alleine aus Neugier die Informationen/Seiten suchen wollen, die einem vorenthalten werden? Und doch glaube ich es ist tatsächlich v.a. Ersteres: Wozu den Stress - lohnt sich nicht.

Beim Anflug auf Beijing habe ich dann festgestellt, dass Nordchina extrem trocken ist. Ob das schon immer so war? Wieviel davon ist die fortschreitende Verwüstung?

Das Ankunftsterminal in China war supermodern und mit SARS-Wärmebildkameras und jederlei Schnickschnack ausgestattet. Durch die Passkontrolle kam ich glücklicherweise auch und so gings weiter nach Dalian. Im Inlandsflugterminal war die Verständigung dann das erste Mal schwieriger. Aber irgendwann hatte ich den Shuttlebus dann auch entdeckt und in der Ansage im Flugzeug habe ich doch tatsächlich die Zahl 20 identifizieren können :) (er shi) - *stolz*. Generell sind die Leute hier unglaublich freundlich, höflich und hilfsbereit - da können wir Deutschen uns mal wieder eine Scheibe von abschneiden.

Intro

Hi liebe Leser,

schön, dass ihr hier seid. Auch wenn wie immer die Gefahr besteht schnell sehr faul zu werden, so habe ich mich doch wieder entschieden einen Blog anzulegen, um einen kleinen Teil meiner Erfahrungen mit den Interessierten zu teilen.

Mein Ziel ist es

  • zum einen der Welt China etwas näher zu bringen und
  • zum anderen meine eigenen Erfahrungen festzuhalten und zu reflektieren.

Blog lesen ist anstrengend - finde ich zumindest. Deshalb will ich versuchen
  • viele Bilder sprechen zu lassen (hab leider am Anfang schonmal viel zu wenige gemacht)
  • ab und zu evtl. einen Videoblogeintrag einzufügen
  • den Text in getrennt voneinander lesbare Abschnitte zu trennen.

Ich freue mich über jegliche Kommentare, Eindrücke, Fragen... also nur keine falsche Scheu. Zudem will ich gleich zu Anfang noch darauf verweisen, dass alle diese Eindrücke subjektiv sind und so manche Interpretation ggf. mit mehr Wissen (oder mehr Sprachkenntnissen auf meiner oder anderer Seite) anders ausfallen würde - das sollte man glaube ich immer im Hinterkopf behalten.

Und jetzt geht's los...